Super-Treffen in Upjever

Sie sind weder ein Verein noch ein Club, sie haben weder Beiträge noch Statuten: Die Freunde alter Motorsägen um Peter Schlicht verbindet der Spaß und das gemeinsame Interesse. Einmal im Jahr treffen sie sich bei einem Sammler zum Erfahrungsaustausch rund um das „Kulturgut“ Motorsäge. Für das 10. Oldtimermotorsägen Treffen am 31. Mai und 1. Juni wurde zum zweiten Mal das Gelände um die Gattersäge Upjever ausgewählt.

Abb. 1: Die vier motorbetriebenen Zugsägen auf dem Veranstaltungsgelände (von vorn nach hinten): Ottawa Log Saw, Avon, Wade Drag Saw, hinten rechts die Teles Drag Saw.
Foto: S. Loboda

Wie vor fünf Jahren konnten die Initiatoren auf die Unterstützung aus dem Niedersächsischen Forstamt Neuenburg und den Verein Gattersäge Upjever bauen. Etwa 3 000 Besucher kamen, um die zahlreichen Ikonen der Motorsägen-Geschichte zu bewundern. Die eher unkonventionell aufgereihten etwa 350 alten Motorsägen von knapp 40 aus dem In- und Ausland angereisten Sammlern verdeutlichten die technische Entwicklung der letzten 85 Jahre. Wann immer der Platz am Holzpolter frei wurde, nutzte ein Sammler die Gelegenheit, um einen seiner Klassiker vorzuführen. Das Aufheulen der Motoren weckte Emotionen und Interesse nicht nur unter den Experten, bei denen selbstverständlich das Fachsimpeln an den historischen Motorkettensägen dazugehörte.

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Abb. 4: Die Rarität Dolmar Typ A. Foto: S. Loboda

Zwar nicht vorgeführt, dafür aber ein guter Anlass für den fachlichen Austausch und gesucht als Bildmotiv war die erste Motorsäge von Dolmar (Abb. 4): Typ A, Baujahr 1927, Gewicht 58 kg, 245-cm³-Zweitaktmotor mit Schwimmervergaser, Leistung 8 PS, dreh- und schwenkbare Sägeschiene mit Spitzzahnsägekette für Fäll- und Ablängschnitte. Vom Typ A ist nur noch dieses Exemplar bekannt, es wurde extra für das Treffen von der Firma Dolmar zur Verfügung gestellt.

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Abb. 2: Peter Schlicht (2. v. l.) führt seine Ottawa Log Saw vor. Foto: S. Loboda

Zum Highlight auf dem diesjährigen Treffen avancierten aber andere: Noch nie an einem Ort gemeinsam präsentiert wurden gleich vier motorbetriebene Zugsägen. Sammler Peter Schlicht erläuterte die Funktionsweise dieser „Fuchsschwanzsägen“ während der Vorführung seiner „Ottawa Log Saw“ (Abb. 2). Zwei Holzbalken mit Griffenden bilden den Rahmen der Konstruktion, so dass sich die Maschine ähnlich einer Schubkarre bewegen lässt. Hat man das Sägeblatt am Stamm aufgelegt, werden die Transporträder gedreht, wodurch das Ganze an Stabilität gewinnt. Sodann wird der Rahmen am Baumstamm mit einer Kette fixiert, die auf einer Winde sitzt. Beim Anschnitt wird das Sägeblatt leicht geführt. Sollte nach dem Umsetzen der Winkel zum Stamm nicht mehr stimmen, werden die Räder gedreht und die Säge lässt sich wieder schwenken. Produziert wurde die „Ottawa Log Saw“ von der Ottawa Manufacturing Company/USA in den 1920er bis wohl in die 1950er Jahre. Die Motorleistung beträgt 5 PS. Sie schafft etwa 350 Sägezüge pro Minute und war wohl die meist gebaute motorisierte Fuchsschwanzsäge, so Peter Schlicht.

Zu sehen war ebenso die Kapp-/Zugsäge (Drag Saw) „Avon“ des Herstellers Canavon Partners Ltd. aus Bristol/England, die in den 1930er bis 1940er Jahren produziert wurde. Die „Avon“ hat einen wassergekühlten Viertakt-Verdampfermotor, eine Leistung von etwa 4 PS und schafft 90 bis 100 Doppelzüge pro Minute.

Weitgehend im Originalzustand präsentierte Sammler Stephan Thielke aus Thüringen seine Ein-Mann-Zugsäge der Firma R. M. Wade, Portland, Oregon/USA aus den 1920er Jahren. WADE begann 1915 mit der Produktion dieser Maschine. Die Wade Drag Saw von Thielke hat einen Zweitakt-Motor mit einer Leistung von etwa 4 PS. Alle bewegbaren und Metallteile sind über dem Rahmen angebracht, so dass die Maschine bei einem Motorgewicht von 45,5 kg durchaus auch über Baumstämme geschoben werden kann. Als Alternativen zum Holzsägen ließ sich die Wade Drag Saw als Kreissäge, Pumpe oder auch Lichtmaschine betreiben.

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Abb. 3: Helmut Bauer (l.) erläutert die Teles Drag Saw. Abb. 1: Die vier motorbetriebenen Zugsägen auf dem Veranstaltungsgelände (von vorn nach hinten): Ottawa Log Saw, Avon, Wade Drag Saw, hinten rechts die Teles Drag Saw. Foto: S. Loboda

Mit dem vierten Modell unter den Zugsägen, einer Teles Drag Saw aus den 1920er Jahren, war Helmut Bauer aus Bayern angereist (Abb. 3). Er hat sie von einem Sammlerkollegen erworben, war das erste und – wie er sagte – sicher nicht das letzte Mal auf einem Oldtimermotorsägen Treffen. Zur Säge selbst betonte er deren waldarbeitsfreundliche Konstrukion: Der Vergaser hat nur zwei Teile, keine Düsen, und alle Schrauben – selbst am Holzrahmen – haben die gleiche Schlüsselweite wie bei der Zündkerze.

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Abb. 5: Suchen weitere Ideen und Mitstreiter für die Gattersäge Upjever (v. l.): Vorsitzender Klaus Homola mit den beiden anderen Sägemüllern Heinz-Georg Wendel und Ralph Habersetzer. Foto: S. Loboda

Zum außerordentlichen Erfolg des diesjährigen Oldtimermotorsägen Treffens beigetragen haben nicht zuletzt die Aktiven des Vereins „Gattersäge Upjever e.V.“ und die Niedersächsischen Landesforsten. Der Verein Gattersäge Upjever (www.gattersaege-upjever.de) mit seinen etwa 20 „Sägemüllern“ und 80 Mitgliedern hält die Gattersäge aus dem Jahr 1924 in einem voll funktionstüchtigen Zustand. Davon konnten sich die Besucher während der Vorführungen überzeugen. Dabei soll es nicht bleiben: Gesucht werden Sponsoren, um eine Halle für eine historische Tischlerei aufzubauen. „Unser Ziel ist es“, so der Vereinsvorsitzende Klaus Homola, „Bäume aus der Revierförsterei Upjever aufzuschneiden und dann den Werdegang des Holzes bis zum Möbelstück zu zeigen.“

Wie bei ihrem Treffen im Jahr 2009 fanden die Motorsägen-Sammler mit den Niedersächsischen Landesforsten und in Person von Forstamtsleiter Dr. Martin Dippel und Revierförster Carsten-Friedrich Streufert aktive Unterstützer. Die von Streufert geführte Exkursion in den Upjeverschen Forst fand regen Zuspruch.

Den Anmerkungen zum 10. Internationalen Oldtimermotorsägen Treffen auf der Internetseite seiner Akteure (www.motorsaegen-portal.de) kann voll und ganz zugestimmt werden: „War wieder ein super Treffen. Vielen Dank an alle verantwortlichen Personen“ (…) „location was GREAT“ (…) „super special“.

Quelle

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